Grafschafter Nachrichten 30.10.2007

„Wer Sorgen hat, hat auch Likör“.

Schauspieler begeistert mit Busch-Gedichten.

Zur besten Sonntagnachmittag-Kaffee-und-Kuchen-Zeit präsentierte das Bad Bentheimer Musiktheater „Hennekens Hof“ ein besonderes Schmankerl der deutschen Literatur: Der Hannoveraner Schauspieler Bernd Surholt setzte drei der „Langgedichte“ von Wilhelm Busch in Szene.Von Albrecht DennemannBad Bentheim. Gleich zu Beginn stellte Bernd Surholt den lokalen Bezug her: Wilhelm Busch war einmal in Bentheim – wenn auch nur am Bahnhof, aber immerhin. Unverzüglich stieg er ins Programm und dies ist wörtlich zu nehmen. Mit enorm ausgeprägter Gestik und Mimik bei fast scharfer Artikulation nahm er sich den „heiligen Antonius“ vor. Faszinierend unterstrich er die Textpassagen mit äußerst passenden und ausdrucksstarken Gesten, Bewegungen und Mimik. Kaum kam er auf der kleinen „Bühne“ zum Stillstand. Konzentriert, dynamisch aber in passenden Tempo erweckte er den frommen Mönch zum Leben als sei er aus Fleisch und Blut und nicht eine literarische Schöpfung Buschs.“Die fromme Helene“ ist sicherlich eines der bekannteren Werke des zeichnenden und dichtenden Spötters Busch, doch in der Interpretation von Surholt erfährt er post mortem noch eine dritte Qualität: Theaterautor. „Es ist ein alter Brauch von Alters her, wer Sorgen hat, hat auch Likör“ dichtete Busch dereinst – nach Sorgen brauchte das Publikum nicht suchen, drum genoss es in der Pause Kaffee und Kuchen.Im letzten Drittel befasste sich Surholt mit den Sorgen und Nöten des Dichters Balduin Bählamm. Dessen Qualen bei dem Versuch auf dem Lande Ruhe und Entspannung zum Dichten zu finden, ließ der Schauspieler den Zuschauern fast körperlich werden. Karikierend wie Texte und Zeichnungen Buschs, stolzierte oder wandelte der Hannoveraner umher – ein Genuss, der auch bei gereimter alter Sprache den Nachmittag im Fluge vergehen ließ. Mit enormer Konzentrationsleistung zog er die Gäste in seinen Bann und in die Sprache Buschs hinein. Die Darbietung und der Charme des privaten kulturellen Kleinods „Hennekens Hof“ verfehlten nicht ihre Wirkung.