Grafschafter Nachrichten vom 12.09.2006

„Oper im Innenhof“.

Kultur „Hennekens Hof“ feierte zweijähriges Bestehen.

Blechkuchen fürs Publikum, Küsschen und Sekt für die Akteure: In sympathisch familiärer Atmosphäre brachte „Hennekens Hof“ am Sonntagnachmittag ein gelungenes Opernprogramm unter freiem Himmel auf die Bühne.Von Dagmar ThielBad Bentheim – Dass in diesem Innenhof einmal Schweine geschlachtet worden sind, ist heute kaum mehr vorstellbar. Ein weißes Sonnensegel über der Bühne, Blumen an den gemauerten Terrassenwänden und herrliches Spätsommer-Wetter: All dies ließ die „Oper im Innenhof“ nicht nur zu einem völlig unblutigen, sondern einem künstlerisch überaus gelungenen Sonntagnachmittag werden.Das Konzert zum zweijährigen Bestehen von „Hennekens Hof – Das kleine Musiktheater“ war bereits die 27. Veranstaltung, die der Niederländer Frans Hennekens in seinem privaten Konzerthaus an der Wilhelmstraße in der Nähe der Burg auf die Bühne gebracht hatte. Vier Gesangssolisten und ein Pianist präsentierten 20 Arien und Duette aus Opern von Mozart über Donizetti bis Strauß.“Wir sind völlig überrascht, dass unser Musiktheater so gut angenommen wird“, sagt Frans Hennekens, der mit seiner Familie vor drei Jahren nach Bad Bentheim gezogen ist. „Das kleine Musiktheater“ gilt hier mittlerweile als Geheimtipp für Konzerte mit besonders familiärer Atmosphäre. Bei einer Radtour hatte der Niederländer Hennekens die ehemalige Fleischerei und Schlachterei entdeckt – und verliebte sich in den geräumigen Innenhof. Er kaufte das Gebäude und baute die ursprünglich zwei Wohnhäuser komplett um.Die Idee, aus privater Initiative ein Musiktheater mitten in der Bentheimer Altstadt ins Leben zu rufen, faszinierte Hennekens nicht zuletzt, weil sein Sohn Jan Daniel begeisterter und talentierter Klavierspieler ist. Er studiert an der Musikhochschule Enschede und singt auch im Bentheimer Kammerchor. „Als ich in den Vorruhestand gegangen bin, konnte ich mir nicht vorstellen, dass es das jetzt gewesen sein soll“, begründet Frans Hennekens sein privates Engagement. Der Philosoph und Soziologe hat 20 Jahre an der Universität Twente und der Fachhochschule Enschede gelehrt. „Musik ist unsere Lebenserfüllung“, sagt er über sein kleines Theater, das im Haus 70 Zuschauern Platz bietet. Im Innenhof und im darüber liegenden Garten haben insgesamt 120 Personen Platz.Mit rund 80 Zuschauern anlässlich des Geburtstagskonzerts zum zweijährigen Bestehen von „Hennekens Hof“ ist der Hausherr nicht völlig zufrieden. „Unterm Strich können wir froh sein, wenn wir finanziell auf eine schwarze Null kommen“, sagt Hennekens. Er sei aber von der Idee seines eigenen Theaters so überzeugt, dass er bereit sei, für seine Leidenschaft auch privat in die Tasche zu greifen. Wenn das Publikum am Sonntag typisch für die Konzerte in „Hennekens Hof“ ist, dürfte der 60-Jährige aber zuversichtlich in die Zukunft blicken können: Die Solisten ernteten mehrfach Szenen-Applaus und Bravo-Rufe, am Schluss wurden sie mit stehenden Ovationen geehrt.Das Programm erwies sich als gut konzipiert für ein sommerliches Nachmittagskonzert mit international erfolgreichen Künstlern. Bariton Elmar Andree überzeugte als Papageno aus Mozarts „Zauberflöte“. Wo könnte er auch besser auf Vogeljagd gehen, als im baumbestandenen Innenhof des kleinen Musiktheaters? Mit der Japanerin Miyuko Matsumoto sang er zudem bekannte Duette wie „Bei Männern, welche Liebe fühlen“. Tenor Fred Hofmann führte als Conférencier durch den Nachmittag. Bei der Arie „Täubchen, das entflattert ist“ aus Strauß’ „Fledermaus“ nutzte er auch den höher gelegenen Garten des Theaters und präsentierte wie seine Mitstreiter nicht nur Gesang, sondern auch schauspielerische Szenen. Pianist Clemens Heil begleitete die Sänger und ließ ein Opern-Orchester nicht vermissen. Nicht zu vergessen ist Betsy Horne, die in roter paillettenbesetzter Korsage mit Koketterie und starkem Mezzosopran begeisterte. Hennekens Hof hat sich erneut als kulturelles Kleinod erwiesen. Initiativen wie diese tragen dazu bei, Bad Bentheim zu einer ersten Adresse für die schönen Künste zu machen.